Wenn Romantik fast tödlich endet
Maistadt. Betroffen steht Iona G. vor den Resten ihrer sonst so wohnlichen Stube. Glas knirscht unter ihren Schuhen, als sie betroffen von ihrer Schwiegertochter gestützt aus dem ehemaligen Wohnzimmer geführt wird. Einem Zimmer, welches ihr Ehemann in mehrjähriger Kleinstarbeit selbst her- und einrichtete. Nun ringt ihr Gatte mit dem Leben.
Das Ehepaar wollte sich einen gemütlichen Abend vor ihrem neuen Ethanolkamine machen, ihr Enkel Finn (14) schlief bereits im 1. Obergeschoss, als die Tragödie ihren Lauf nahm. Jetzt erzählt nur noch ein rußgeschwärztes Zimmer und verbranntes Mobiliar die Geschichte, die sich am 08. März 2016 gegen 20.00 Uhr in der Bastiangasse in Maistadt-Wiesenthal abspielte.
Ethanol – unsachgemäße Nutzung kann mit dem Tode enden.
„Sie sind günstig, sie werden ohne Auflagen verkauft, die kleinste Unachtsamkeit kann ein tödliches Nachspiel haben“, so beschreibt Stadtbrandinspektor Jan W. der Feuerwehr Maistadt den Umstand, der das Ergebnis des Abends noch nicht gänzlich offenbarte. Fritz G. ringt immernoch mit dem Tod. Im Uniklinikum Bad Hamen, die für schwerste Verbrennungen spezialisiert sind, tut man alles für den Rentner, was in deren Macht steht. Ihr Enkel musste gleichfalls ins Krankenhaus. Obwohl sein Aufenthalt im Uniklinikum Maistadt von kürzer Dauer sein wird.
Der Stadtbrandinspektor fährt fort „Ich kann mir die Schilderung der Geschädigten, wie plötzlich eine Feuerwalze auf ihren Mann zuraste, nachdem er Ethanol nachgießen wollte, bildlich vorstellen. Seine sehr schweren Verbrennungen sind ein Zeugnis dessen. Das fast zeitgleich umherstehende Gegenstände Feuer fangen, ist leider das unumgänglich. Eine solche Deflagration (Verpuffung), wie sie hier stattgefunden haben muss, ist leider unberechenbar und hinterlässt stets großen Schaden.“
Durch das baldige Eintreffen der Feuerwehr konnte in diesem Fall Schlimmeres verhindert werden. Iona G. reagierte spontan und entschlossen, als sie nach ihrem ersten Schock ihren Mann packte und nach draußen schliff. Dort konnte sie die anrückenden Rettungskräfte bereits wahrnehmen. Ein Nachbar, der von gegenüber die plötzliche Helligkeit und den darauffolgenden Flammenschein im Wohnzimmer beobachtete, alarmierte geistesgegenwärtig sofort die Feuerwehr.
Mit zwei Löschzügen gelang es der Feuerwehr Maistadt den Brand in der Bastiangasse unter Kontrolle zu bringen, während weitere Einsatzkräfte nach dem vermissten Enkel suchten, und diesen starkhustend kurze Zeit später im 1. Obergeschoss fanden. Er wurde vom Rettungsdienst unmittelbar mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in das UK Maistadt gebracht. Sein Großvater wurde dem alarmierten Rettungshelikopter Christoph Maistadt übergeben und nach nach Bad Hamen verbracht. Jede Minute zählte, nach der Ersteinschätzung der Maistäfter Notärzte vor Ort.
Mit Hilfe der Polizei gelang es, die Nachbarn aus der Gefahrenzone heraus zu evakuieren.
Für die Feuerwehr Maistadt wird das Kapitel „Bastiangasse“, welches für sie nun leider geschlossen werden kann, kein Schlussakt sein. So etwas passiert leider oft genug.
Der Schaden wird nach ersten Sichtungen auf einen fast fünfstelligen Betrag geschätzt. Dass die Versicherung für den Schaden aufkommt, wagt man zu bezweifeln, aber das ist Iona G. egal. Ihre und die Gedanken der am Einsatz beteiligten Einsatzkräfte, gelten derzeit ihrem Mann Fritz.