Wendung im „August-Bembel-Platz“-Prozess
Märzesheim. Am neunten Verhandlungstag vor dem Landgericht Märzesheim kam es im „August-Bembel-Platz“-Prozess zu einer dramatischen Wendung, als die juristischen Vertreter der Stadt Maistadt als Nebenkläger die Ladung zweier weiterer Zeugen beim vorsitzenden Richter Sebastian H. beantragten. Nach dem fruchtlosen Versuch der Verteidigung, die Zeugen nicht zu zulassen, sah man dem vorsitzenden Richter die Überraschung nach der zweistündigen Vernehmung der beiden ehemaligen Mitinhaber der angeklagten Baufirma sichtlich an. „Zustände wie bei Al Capone. Bis dato scheinen wir nur die Spitze des Eisberges erfasst zu haben.“ kommentierte der Vorsitzende die Anhörung. bevor er den neunten Verhandlungstag schloss.
Hintergrund
Derzeit prozessiert die Staatsanwaltschaft Märzesheim sowie die Stadt Maistadt als Nebenkläger gegen die auswärtige Baufirma, welche mit der Umgestaltung des August-Bembel-Platzes beauftragt wurde.
Nach erheblichen Verzögerungen durch die Baufirma bei der Umsetzung und Fertigstellung des Auftrages, stellten Maistädter Bürger und die zuständigen Behörden gravierende Mängel fest. Bereits wenige Tage nach Fertigstellung zeigten die ersten verarbeiteten Pflastersteine Risse und Abbrüche.
„Als die ersten Meldungen durch Bürger bei uns ankamen, dachte ich an einen schlechten Scherz“, so Leiter des Straßenbauamtes Justin T. „Der August-Bembel-Platz war ja noch nicht mal freigegeben, so dass er keinen Belastungen ausgesetzt war, ausgenommen Fußgängern vielleicht. Ich möchte mir das Ausmaß nicht vorstellen, wenn wir diesen Platz seinen üblichen Belastungen ausgesetzt hätten.“
Bereits bei Sichtung vor Ort konnten Sachverständige vom Institut für Mineralogie und Geologie der Universität Maistadt dem Phänomen einen Namen geben: Baupfusch! Die bei der Pflasterung verwendeten Steine sind nicht aus dem Mineral, welches hier von Nöten gewesen wäre und bei der Planung und Ausschreibung vorgeschrieben wurde. Die geforderten Granitsteine schienen durch schiefersteinähnliches Gestein ausgetauscht worden zu sein. Berechnet wurde der Stadt Maistadt jedoch der wesentlich kostspieligere Granit. „Baubetrug höchster Güter“ fasst es der zuständige Staatsanwalt Christian S. in wenigen Worten zusammen.
Der angeklagte Unternehmer Kai S. (Name geändert) ist sich keiner Schuld bewusst und verweist auf seine Geschäftspartnerin Julia R., die für Materialbeschaffung und Qualitätskontrolle zuständig sein soll. Gemäß den Unterlagen zwischen der Baufirma und deren Lieferanten wurde diese minderwertige und ungeeignete Gesteinsart für dieses Bauvorhaben bestellt. Eine Verwechslung kann somit ausgeschlossen worden.
„Hier herrscht grober Vorsatz! Zahlreiche Sachverständige und Bauexperten attestieren uns, dass jedem Mitarbeiter der Firma bei der Einsetzung und Verarbeitung der Steine dies hätte auffallen müssen, da diese Gesteinsart extrem empfindlich ist und bereits bei der klassischen Verarbeitungsmethode diese Steine hätten Schaden nehmen müssen. Da dies weitgehend nicht passiert ist, muss dieser Betrug von A bis Z minutiös von den Verantwortlichen bis hin zu den ausführenden Arbeitern geplant worden sein. Wir als Staatsanwaltschaft gehen u.a. von Betrug in besonders schwerem Fall aus, da der Einsatz von krimineller Energie besonders deutlich wird. Und da haben wir noch nicht einmal die Manöver des feinen Herrn Kai S. strafrechtlich berücksichtigt, nach dem er seitens der Stadt Maistadt auf diese Mängel hingewiesen wurde.“
Nachdem die Verantwortlichen der Baufirma hierüber offiziell in Kenntnis gesetzt wurden und man auf Nachbesserung drang, startete Kai S. eine Welle von Verleumdung und übler Nachrede über diverse Stadtväter, insbesondere Maistadts Bürgermeister Thomas B., um den Fokus der Öffentlichkeit neu auszurichten, was ihm seines Eifers zum Trotze nicht gelang.
Neunter Verhandlungstag
Bis zum heutigen Verhandlungstag gelang es Kai S. scheinbar den schwarzen Peter seiner Geschäftspartnerin zuzuschieben. Seit der Vernehmung der weiteren Zeugen sieht dies anders aus.
Die heutige Vernehmung zweier ehemaliger Geschäftsführer der angeklagten Baufirma durchkreuzte das Sündenbock-Vorhaben. Eric B. (Name geändert) und Maximilian G. (Name geändert) schilderten typische Betriebsabläufe auf allen Ebenen, kritisierten die diktatorischen Strukturen und gaben zu Protokoll, dass die gesamte Baufirma mehr Schein als Sein sei. Die meisten Arbeiten würden durch Subunternehmer ausgeführt, Berichterstattungen sowie die gesamte Unternehmensdarstellung entspringen der Kreativität des wahren Inhabers Kai S. und besitzen keinerlei Substanz.
Auf die Frage der Richter, wieso man sowas mache und auf Dauer geduldet habe, gaben die Zeugen zur Antwort, dass man sich habe einseifen lassen, um Kai S. in seinen Vorhaben zu unterstützen. Er betreibe die Baufirma nur aus dem Grund, Zugang zu Bauplänen, Bauvorhaben und Ähnlichem zu gelangen, um diese wiederum als Stadtratsmitglied seiner Heimatstadt als eigene Ideen zu verkaufen. Maximilian G. deutete an, das Kai S. so auch in den Besitz der Konzepte und Baupläne des Zentrums für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Stadt Maistadt gelangt ist, um ein fast identisches Projekt mit Hilfe gepushter Öffentlichkeitswirksamkeit in seiner Heimatstadt umzusetzen.
Nachdem Bürgermeister Thomas B. hierüber in Kenntnis gesetzt wurde, kündigte er weitere Rechtsschritte an, um solchen Unternehmern mit fehlender Männlichkeit die Stirn zu bieten.